Ein Kessel voll Genuss

Seit nunmehr 16 Jahren findet die Slow Food Messe in Stuttgart statt. Ein guter Grund, sich die Schwabenmetropole genauer anzusehen – vom einstigen Stutengarten über die Wengerter im Stadtgebiet bis zu den etwas anderen Genuss-Handwerker*innen von heute. Karin Wiemer hat in den Talkessel geschaut und Menschen getroffen, die darüber hinaus schauen.

Das SlowFood Magazin berichtet in der Ausgabe 02/2023 ausführlich über die kulinarischen Highlights Stuttgarts. Dabei bleibt der Steile Zucker nicht unerwähnt.

Ein ganz besonderes Projekt ist der „Weinbau Steiler Zucker“: Rund ein Dutzend Stuttgarter Slow Fooder pachteten 2015 brach liegende Terrassenweinberge in der Lage Cannstatter Zuckerl, setzten die verfallen Trockenmauern instand und pflanzten Piwi-Reben – mit viel Engagement und Einsatz in Eigenregie. […] Das Ergebnis kann sich sehen und schmecken lassen […]

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Das Magazin kann hier bestellt werden: https://www.oekom.de/zeitschrift/slow-food-magazin-7

Vom Weinglas zum Fernglas -Vogelpirsch um den Max-Eyth-See

Unter diesem Motto stand unsere diesjährige Veranstaltung für unsere Förderinnen am 22. Oktober 2022. Unter der kundigen Führung von Michael Schmolz von der Umweltakademie machten sich ca. 45 Unterstützer*innen auf eine 2-stündige Erkundungstour. Im Anschluss daran fand ein feucht-fröhlicher Ausklang im „Riverview“ statt mit den Weinen vom Steilen Zucker und einer Auswahl von Premiumweinen des Weingutes der Stadt Stuttgart.

Michael Schmolz (Bild: Ines Schwarzbach)
Max-Eyth-See am späten Nachmittag (Bild: Ines Schwarzbach)
Vogelpirsch am Max-Eyth-See (Bild: Ines Schwarzbach)

Weinlese 2022

Was für ein Weinjahr! Wir alle lesen fast jeden Tag eine Nachricht zum Klimawandel, der sich auch inzwischen mehr und mehr im Weinbau bemerkbar macht. Moderate winterliche Temperaturen, frühsommerliche Temperaturen im Mai und vor allem häufig zweistellige Nachttemperaturen beschleunigten unser Rebenwachstum deutlich. Die in dieser Jahreszeit sonst üblichen Gewitter oder Hagelschauer blieben aus, so dass die wichtige Phase der Blüte Anfang Juni bei uns abgeschlossen war.

Die extrem hochsommerlichen Temperaturen im Juni sorgten für ein rasches Beerenwachstum, jedoch sahen wir mangels Regen hatten wir ab Mitte Juli in unseren höheren Lagen deutliche Anzeichen von Trockenstress. Unsere umgepfropften Reben mussten jede Woche mit unserer neu installierten Tröpfchenbewässerung versorgt werden. Mit permanenter Laubarbeit konnten wir die Vitalität der Reben aufrechterhalten und gleichzeitig die Gefahr von Sonnenbrandschäden reduzieren. Der ausbleibende Regen und der extrem heiße August beeinflussten unsere Reben deutlich: vielfach hatten wir sehr kleine Beeren am Stock, die Aromatik war jedoch sehr vielversprechend.

Und dann begann Mitte September die Lese – zwei Wochen vor dem letztjährigen Lesebeginn. Kein eisiger Dauerregen wie im Vorjahr, sondern durchwachsenes, aber angenehmes Wetter zum Arbeiten – und das entgegen allen Wetterprognosen. Mit Helfer*innen aus unserem Förderkreis konnten wir 1.250 kg Cabernet Blanc-Trauben lesen. Das war deutlich mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr! Und auch die Qualität kann sich sehen lassen; mit 87° Öchsle wurde der Vorjahreswert knapp verfehlt. Mit der Lese des Lembergers hatten wir leider kein Wetter-Glück, aber ein umso erfreuliches Ergebnis: begleitet von heftigen Regenschauern konnten wir 560 kg Trauben von bester Qualität und 92° Öchsle einbringen – so gut war unser Lemberger noch nie!

Jetzt sind wir gespannt, wie sich unsere Trauben im Keller entwickeln werden. Mit diesem Jahrgang werden wir neue Wege in der Vinifikation beschreiten. Wir werden berichten!

Auszeichnung Kulturlandschaftspreis 2022

Der Kulturlandschaftspreis 2022, der zusammen vom Sparkassenverband Baden-Württemberg und dem Schwäbischen Heimatbund ausgelobt wird, ging in diesem Jahr an sechs Preisträger, unter anderem auch an den Steilen Zucker.  In der Begründung heißt es: Alle sechs Preisträger, vom Bottwartal über die Filder bis auf die Alb, machen mit ihrem Engagement deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den Ressourcen unserer Landschaften und deren Pflege, das Weitergeben von Wissen sowie Einblicke in ökologische Zusammenhänge überall im Land als generationsübergreifende Aufgaben erkannt werden. Wir sagen Danke. Die offizielle Preisverleihung fand Ende September in Stuttgart statt.

Von links nach rechts: Sparkassenpräsident Peter Schneider, Gerhard Schiek (Steiler Zucker), Andreas Hohl (Steiler Zucker), Eberhard Wallis (Steiler Zucker), Frank Untersteller (früherer Umweltminister BW und Förderer des Steilen Zuckers), Grit Puchan (Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz BW), Josef Kreuzberger (Vors. des Schwäb. Heimatbundes) und Dr. Volker Kracht (Vors. der Jury) Foto: Rudel

Präsentation zur Verleihung

Urkunde

Besuch aus Argentinien

Preisfrage: wie lange braucht ein 7-köpfiges Team aus Argentinien um rund 200 Rebstöcke umzupropfen?*.

Etwas hektische Tage liegen hinter uns, denn diese Aktion musste gut vorbereitet werden und bedurfte einiger Abstimmung hinsichtlich Terminfindung. Im noch winterlichen Frühjahr hatten wir die Edelreiser geschnitten, die für das Umpfropfen gebraucht wurden. Die spannende Frage war also, ob sie die lange Lagerzeit gut überstanden hatten und verwendet werden konnten.

Das Ergebnis kann man auf den Bildern sehen: die untere Ebene in Mü 1 ist jetzt mit Cabernet Blanc bestockt und wir drücken uns die Daumen, dass die Edelreiser gut angehen werden. Im nächsten Jahr werden wir in den Terrassen eine weitere Umpfropfaktion durchführen und dann eine rote Rebsorte wählen, die dem immer wärmer werdenden Klima besser standhält.

In den nächsten Wochen werden wir uns um die umgepfropften Stöcke intensiv kümmern müssen: Blattpflege und Bewässerung werden die wichtigsten Arbeiten im Weinberg sein. Übrigens: Wir sind zusammen mit dem Weingut der Stadt Stuttgart mit dieser Aktion Piloten in Stuttgart.

Die Edelreiser werden vorbereitet

*Auflösung: Die Aktion hat ca. 30 Minuten gedauert. Pro Rebstock hat das Team etwa 15 bis 20 Sekunden gebraucht.

Die untere Ebene in Mü 1 ist mit Cabernet Blanc umgepfropft worden.

Es tropft im Weinberg

Jeder kennt es aus dem eigenen Garten: Neupflanzungen benötigen besondere Pflege und vor allem viel Wasser. Das ist bei Reben nicht anders und würde in unseren Terrassen Schwerstarbeit bedeuten, wollte man den Wasserbedarf von Neupflanzungen per Hand und mit Eimer bewerkstelligen.

Deshalb haben wir im Rahmen unserer geplanten Aktion Umpfropfen bestehender Reben und der Bepflanzung unserer neuen Terrassen in unserem Weinberg Mü 1 eine Tröpfchenbewässerung installiert und nun erfolgreich getestet.

Der Winterschnitt läutet das Weinjahr ein

Unser Weinjahr begann am ersten Wochenende im Februar mit dem Winterschnitt bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen. Unterstützt wurden wir wieder durch zahlreiche Förderinnen und Förderer, die aufmerksam und konzentriert den fachlichen Einweisungen des Teams vom Steiler Zucker folgten. Nebenbei wurde der aktuelle Stand der Mauersanierung besichtigt und so mancher konnte zum ersten Mal sehen, wie aufwendig und arbeitsintensiv die Erstellung neuer Trockenmauern ist.

Winterschnitt mit Blick auf den Max-Eyth-See
Die neuen Mauern werden besichtigt

Neuer Trockenmauern-Glanz

Wer in den letzten Wochen zufällig an unserem Weinberg Mü1 vorbeigekommen ist, wird eine Baustelle erkannt haben. Bald ist es soweit: die letzte brachliegende Fläche wird mit neuen Trockenmauern aufgebaut und für die Neupflanzung vorbereitet. Ohne unseren Grundsatz der biologischen Wirtschaftsweise aufzugeben, haben wir uns für eine konventionelle Rebsorte entschieden und werden eine neue vielversprechende Rotweinsorte anpflanzen. Mehr dazu demnächst, wenn unsere Planungen abgeschlossen sind.