5 bar – so viel Druck ist notwendig, damit man der weißen Traubensorte Glera die feinen Perlen, die jeden guten Prosecco ausmachen, entlocken kann. Jeder scheint Prosecco zu kennen, aber zu wissen, wie guter Prosecco gemacht wird, erfordert schon eine genauere Beschäftigung mit dem äußerst beliebten und manchmal auch verrufenen Getränk. Also gab es für die Mitglieder des Steilen Zuckers in den vergangen Tagen vom 16. bis zum 19. März einiges zu lernen, denn zum ersten Mal in ihrer Geschichte stand nicht die Arbeit im Weinberg im Vordergrund, sondern eine gemeinsame Reise ins Prosecco-Gebiet rund um Valdobbiadene, eine jener Appellationen, die seit 2010 für die geschützte Herkunftsbezeichnung „Prosecco“ steht.
Fünf Weingüter standen auf der Besuchsliste und jedes davon wartete mit vielfältigen Geschmackserlebnissen auf. Kein Prosecco in Dosen – übrigens seit 2009 untersagt – sondern DOC- bzw. DOCG-klassifizierte Still-, Perl- und Schaumweine in zum Teil vorzüglicher Qualität. Neuland für viele war z.B. ein roséfarbener Prosecco aus der Manzoni-Traube, die nach Prof. Luigi Manzoni benannt wurde, der an der ältesten Weinbauschule Italiens in Conegliano gelehrt hat. In dieser Kreuzung steckt auch die autochthone Sorte „Raboso Piave“, die tanninreiche und somit äußerst lagerfähige Weine hervorbringt, die jung getrunken dem Weintrinker jedoch einiges abverlangen.
Nicht weniger überraschend für viele war die Form der sogenannten Sylvoz-Reberziehung, bei dem die Fruchtruten mit etwa 15 bis 20 Augen an einen Draht unterhalb des Kordons befestigt werden und somit einen Bogen nach unten bilden. Masse statt Klasse mag da der eine oder andere denken, verlassen doch jährlich etwa 72 Millionen Flaschen die Weinkeller bzw. die meistens im Außenbereich liegenden Stahltanks. Aber wer einmal einen „Cartizze“ vor Ort verkostet hat, weiß anschließend, dass es neben dem Massenprodukt eben auch ausgezeichnete Proseccos gibt, die ihren Preis haben und die man in Deutschland kaum finden wird.
Dass man die Trester der Region nicht nur als Kompost einsetzt, konnte man im nahegelegenen Bassano del Grappa riechen und schmecken. Die Kenner wissen, wovon die Rede ist, wenn man den Namen dieses malerischen Ortes erwähnt. Es ist natürlich nicht die Holzbrücke, die 1567 nach den Plänen von Andrea Palladio gebaut wurde, sondern es sind zwei Grappa-Destillerien von Weltruf: Poli und Nardini. Grappe unterschiedlicher Herkunft waren übrigens auch hilfreiche Geister, um die vielen köstlichen regionaltypischen Speisen in guter Erinnerung zu behalten.
Falls Sie Lust und Zeit haben, die Eindrücke unserer Reise direkt zu schmecken, versäumen Sie es nicht, am 27. oder 28. Mai zur „EXpedition Zuckerle“ zu kommen. Dort ist auch der Steile Zucker vertreten und wird eine Überraschung servieren, die viel mit unserer Reise zu tun hat. Und wenn dann noch die eine oder andere Frage zu gutem Prosecco offen ist, stehen wir Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.
Und hier noch einige Links:
Riva de Milàn (Azienda Agricola) | www.agriturismorivademilan.it
Einfache aber authentische Unterkunft mitten in einem Weinberg. Überaus freundliche und zuvorkommende Menschen servieren u.a. auch einen leicht trüben „tradizionale“, der zu jeder Gelegenheit getrunken wird.
SALIS – Ristorante, Enoteca | www.salisristorante.it
Ein Restaurant mitten im Weinberg mit schönem Blick auf Valdobbiadene. Empfehlenswerte Speisekarte mit einer guten Auswahl an Weinen.
Tenuta Bonotto delle Tezze | www.bonottodelletezze.it
Traditionsreiches Weingut mit einem für diese Region typischen Rebsortenspiegel. Unbedingt den Prosecco „Col Reàl“ probieren. Ebenso die Weine, die aus der autochthonen Rebsorte Carmenere und Raboso gekeltert werden.
Ca‘ Salina | www.casalinaprosecco.it
Hoch oben in den Steillagen gelegenes Weingut mit authentischem Prosecco. Unbedingt den „Bruttissimo Giorgia“ probieren und sich bei dieser Gelegenheit den extra für das Öffnen von Prosecco-Flaschen ausgedachten Öffner vom Hausherrn persönlich (auf Deutsch!) präsentieren lassen.
Azienda Agricola Conte Collalto | www.cantine-collalto.it
Eines der ältesten Weingüter Italiens mit Geschichte, die bis ins Jahr 958 zurückreicht. Lohnenswerte Führung, bei der man sich unbedingt die Stelle zeigen lassen sollte, wo Österreicher auf Fässer geschossen haben.
Poli Museo della Grappa | www.grappa.com
Das Museum liegt unmittelbar an der historischen Brücke „Ponte Vecchio“ in einem Palast aus dem 15. Jahrhundert. Man kann riechen, schmecken und einkaufen. Noch näher an der Brücke und in wenigen Fußschritten entfernt befindet sich die Grapperia Nardini.